Covi­d19-Behand­lung mit Pax­lo­vid sinnvoll?

Pax­lo­vid ® (Nir­mat­rel­vir (PF-07321332) + Rito­na­vir), her­ge­stellt von Pfi­zer Euro­pe, ist das ers­te
anti­vi­ra­le Arz­nei­mit­tel zur ora­len Anwen­dung, das in der EU zur Behand­lung von COVID-19
zuge­las­sen ist. Am 28.01.2022 wur­de von der EU-Kom­mis­si­on eine beding­te Zulas­sung erteilt, seit
25. 02. 2022 kann es ärzt­lich ver­ord­net und über den Groß­han­del bestellt wer­den.

Pax­lo­vid ist ein anti­vi­ra­les Arz­nei­mit­tel zur Behand­lung von COVID-19 bei Erwach­se­nen, die
kei­nen zusätz­li­chen Sau­er­stoff benö­ti­gen und die ein erhöh­tes Risi­ko haben, einen schwe­ren
Krank­heits­ver­lauf zu ent­wi­ckeln. Pax­lo­vid hemmt die Virus­pro­tease und damit die Ver­meh­rung und
Ver­brei­tung des SARS-CoV2-Virus. Die Bun­des­re­gie­rung hat­te schon vor der Zulas­sung beim
Her­stel­ler 1 Mil­li­on The­ra­pie­zy­klen (= Packun­gen mit Tablet­ten für jeweils 5 Tage, Kos­ten 59
Euro/Packung) reser­vie­ren las­sen (a‑t 2022; 53: 1 – 5).

Die Lis­te der vom Her­stel­ler ange­ge­be­nen Kon­tra­in­di­ka­tio­nen ist lang. Men­schen, die bestimm­te
Analge­ti­ka, Anti­ar­rhyth­mi­ka, Anti­kon­vul­si­va, Psy­cho­phar­ma­ka, Anti­bio­ti­ka, Anti­all­er­gi­ka,
Cho­le­ste­rin­sen­ker, Migrä­ne­mit­tel, Johan­nis­kraut­prä­pa­ra­te, Schlaf­mit­tel usw, ein­neh­men, dür­fen
Pax­lo­vid ® wegen Medi­ka­men­ten­in­ter­ak­tio­nen nicht bekom­men. (laut Pati­en­ten­in­for­ma­ti­on des
Her­stel­lers).
Die Ver­ord­nung des Medi­ka­ments erfolg­te nach der not­fall­mä­ßi­gen Zulas­sung im Janu­ar 2022
zunächst zöger­lich. An Fahrt auf­ge­nom­men hat die­se in den letz­ten Wochen durch Mit­tei­lun­gen der
Medi­en, wonach sowohl Gesund­heits­mi­nis­ter Prof. Lau­ter­bach, als auch Bun­des­kanz­ler Scholz und
wei­te­re Bun­des- und Lan­des­mi­nis­ter ihre SARS-CoV2-Infek­ti­on erfolg­reich mit Pax­lo­vid
behan­deln konn­ten (Mit­tei­lung in meh­re­ren Medi­en). Inzwi­schen gilt Pax­lo­vid zusam­men mit
Imp­fun­gen und Tests als wesent­li­che Säu­le zur Beherr­schung der Coro­na-Pan­de­mie im kom­men­den
Win­ter.

Seit 18.August 2022 dür­fen Haus­ärz­te, sowie Apo­the­ken, seit weni­gen Wochen auch Pfle­ge­hei­me
Pax­lo­vid vor­hal­ten und direkt (Apo­the­ken und Pfle­ge­hei­me nach Rück­spra­che mit den
behan­deln­den Arzt) an Pati­en­ten abge­ben. Sie erhal­ten für die Abga­be eine pau­scha­le Ver­gü­tung
von 15 €/Packung.
Aller­dings: Stu­di­en­be­rich­te in den letz­ten Mona­ten las­sen durch­aus Skep­sis auf­kom­men, ob die
minis­te­ri­al geprie­se­nen Pil­len tat­säch­lich das Wun­der­mit­tel zur Behand­lung schwe­rer SARS-CoV2-
Infek­tio­nen dar­stellt.
Bei Ein­nah­me­be­ginn inner­halb von fünf Tagen nach Auf­tre­ten von Sym­pto­men redu­ziert sie bei
die­sen die Häu­fig­keit von Hos­pi­ta­li­sie­rung wegen COVID-19 oder Tod inner­halb von 28 Tagen von
6,3% auf 0,8% (rela­tiv um 88%; vgl. a‑t 2022; 53 : 35 u.a.). Bei Per­so­nen ohne Risi­ko­fak­to­ren lässt
sich nach einer Pres­se­mit­tei­lung des Anbie­ters Pfi­zer vom 14.6.2022 hin­ge­gen kein Nut­zen der
Kom­bi­na­ti­on sichern.
Bei Geimpf­ten und/oder Gene­se­nen fällt der Effekt abso­lut deut­lich gerin­ger aus als bei
Nicht­ge­impf­ten, wie in Stu­di­en aus Hong­kong und Isra­el gezeigt wer­den komm­te.
(a‑t 2022; 53: 45 – 6 ).

In den letz­ten Wochen meh­ren sich Berich­te, wonach Pati­en­ten, die die­se The­ra­pie vor­schrifts­mä­ßig
über 5 Tage durch­ge­führt haben, nach Been­di­gung der Medi­ka­men­ten­ein­nah­me ein Rezi­div der
Virus­er­kran­kung erlit­ten haben. (a‑t 2022; 53: 35)
Als Zusam­men­fas­sung kann gesagt wer­den, dass Pax­lo­vid® ein bedingt (= not­fall­s­mä­ßig) zuge­las­se­nes Medi­ka­ment zur Behand­lung einer SARS-CoV2-Infek­ti­on bei Erwach­se­nen ist, bei denen ein schwe­rer Krank­heits­ver­lauf zu erwar­ten ist. Das sind Älte­re, chro­nisch Kran­ke, nach
Stu­di­en­ergeb­nis­sen nicht Geimpf­te oder Gene­se­ne. Sie dür­fen kei­ne Ein­schrän­kung der
Nie­ren­funk­ti­on haben, und kei­ne Medi­ka­men­te ein­neh­men, wie Cho­le­ste­rin­sen­ker, Amio­da­ron und
ande­re Anti­ar­rhyth­mi­ka, Carb­am­aze­pin, Schlaf- und Beru­hi­gungs­mit­tel, bestimm­te Anti­bio­ti­ka,
Migrä­ne­mit­tel, Johan­nis­kraut­prä­pa­ra­te, usw.

Da durch die­se Ein­schrän­kun­gen sehr vie­le älte­re, chro­nisch kran­ke Men­schen aus­schei­den, bleibt
nur ein sehr ein­ge­schränk­ter Pati­en­ten­kreis übrig
, der nach den vor­ge­ge­be­nen Zulas­sungs­richt­li­nién
Pax­lo­vid ein­neh­men darf und von die­sem teu­ren (The­ra­pie­kos­ten für 5 Tage 59 Euro) Medi­ka­ment
pro­fi­tie­ren mag.

Empfohlene Artikel