Kei­ne Impf­pflicht für Beschäf­tig­te im medi­zi­ni­schen und sozia­len Bereich!

Die im vor­lie­gen­den Gesetz­ent­wurf geplan­te und inzwi­schen ver­ab­schie­de­te Impf­pflicht gegen Covid-19 für medi­zi­ni­sche Ein­rich­tun­gen beruht im Wesent­li­chen auf der Annah­me eines rele­van­ten Fremd­schut­zes durch die Imp­fung, also eines sub­stan­zi­ell „redu­zier­ten Über­tra­gungs­ri­si­kos“ (1) durch die Imp­fung. Mit dem Imp­fen der Betreu­en­den soll somit der zuver­läs­si­ge Schutz der Betreu­ten erreicht wer­den. Die­se Annah­me ent­spricht nicht dem wis­sen­schaft­li­chen Kennt­nis­stand unter der soge­nann­ten „Del­ta-Vari­an­te“ von SARS-CoV‑2.

Schutz vor der Infektion

Die Imp­fung ver­mag vor­über­ge­hend das Infek­ti­ons­ri­si­ko Geimpf­ter zu ver­rin­gern. Die­ser Effekt ist jedoch nur sehr tem­po­rär und lässt spä­tes­tens ab 90 Tagen nach der zwei­ten Impf­do­sis rele­vant nach (2).
Das Infek­ti­ons­ri­si­ko Geimpf­ter steigt ab die­sem Zeit­punkt wie­der deut­lich an. Dies wur­de in gro­ßen Bevöl­ke­rungs­stu­di­en in Isra­el schon früh nach­ge­wie­sen: Bereits sechs Mona­te nach der zwei­ten Imp­fung betrug der Schutz vor der Infek­ti­on nur noch 16 Pro­zent (3). 

Schutz vor Übertragung

Wenn sich Geimpf­te dann aber trotz Imp­fung anste­cken, ist das Risi­ko, die­se Infek­ti­on an ande­re wei­ter­zu­ge­ben nach jet­zi­gem Kennt­nis­stand genau­so groß wie das Anste­ckungs­ri­si­ko durch infi­zier­te Unge­impf­te. Das zeigt eine metho­disch her­vor­ra­gen­de Stu­die aus Eng­land, in der nicht nur Virus­las­ten gemes­sen, son­dern tat­säch­li­che Über­tra­gungs­ri­si­ken in Haus­halts­si­tua­tio­nen erfasst wur­den. In die­ser Stu­die betrug das Risi­ko, dass sich ande­re durch infi­zier­te Unge­impf­te anste­cken, 23 Pro­zent, bei infi­zier­ten Geimpf­ten lag es bei 25 Pro­zent (4). Das bedeutet: 

Die Imp­fung kann das Über­tra­gungs­ri­si­ko bei engen Kon­tak­ten wie z. B. im Haus­halt nicht verringern. 

Auf bei­de Punk­te – dass die Imp­fung das Infek­ti­ons­ri­si­ko nur vor­über­ge­hend ver­rin­gert sowie das rele­van­te Risi­ko, ande­re anzu­ste­cken – wies auch der Viro­lo­ge Prof. Dr. Chris­ti­an Dros­ten (Cha­ri­té Ber­lin) in einer Anhö­rung vor dem Gesund­heits­aus­schuss des Bun­des­ta­ges am 15.11.2021 hin:
„Wir müss­ten davon aus­ge­hen,“ so Dros­ten, „dass Geimpf­te ein sub­stan­zi­el­les Risi­ko hät­ten, uner­kannt infi­ziert zu sein“. Sie stel­len damit ein Risi­ko dar­stell­ten, ande­re anzu­ste­cken (5). 

Ein „sub­stan­zi­el­les Risi­ko“ Geimpf­ter, sich selbst anzu­ste­cken und das im Ver­gleich zu Unge­impf­ten iden­ti­sche Risi­ko, dann ande­re anzu­ste­cken, ist aber das Gegen­teil eines rele­van­ten Fremdschutzes.

Damit kann die Impf­pflicht für medi­zi­ni­sche Ein­rich­tun­gen nicht mit dem Ziel des Schut­zes der dort Betreu­ten begrün­det wer­den – die­ser Schutz ent­steht nicht in rele­van­tem Maße. Somit fehlt die­ser Geset­zes­in­itia­ti­ve und dem dar­in vor­ge­se­he­nen gra­vie­ren­den Ein­griff in das Grund­recht auf kör­per­li­che Unver­sehrt­heit jede wis­sen­schaft­li­che Begrün­dung und Rechtfertigung.

Quel­len:

1. BT-Druck­sa­che 20/188, Sei­te 26

2. Isra­el, A. BMJ 2021;375:e067873

3. https://​www​.gov​.il/​B​l​o​b​F​o​l​d​e​r​/​r​e​p​o​r​t​s​/​v​a​c​c​i​n​e​-​e​f​f​i​c​a​c​y​-​s​a​f​e​t​y​-​f​o​l​l​o​w​-​u​p​-​c​o​m​m​i​t​t​e​e​/​h​e​/​f​i​l​e​s​_​p​u​b​l​i​c​a​t​i​o​n​s​_​c​o​r​o​n​a​_​t​w​o​-​d​o​s​e​-​v​a​c​c​i​n​a​t​i​o​n​-​d​a​t​a​.​pdf (Abruf 08.12.2021)

4. Sing­ana­ya­gam A., The Lan­cet, 29.10.2021 (letz­ter Abruf 08.12.21)

5. tages​schau​.de, News­ti­cker, 15.11.2021, 15:17 Uhr

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