Caro­li­na, 37, The­ra­peu­tin, Mut­ter und ehe­ma­li­ge Schlossführerin

Jeden Tag stel­le ich erneut mit Erstau­nen fest, wie das Leben sich der­zeit rasant ver­än­dert. Als ich auf­wuchs, war ich fast den gan­zen Tag nur drau­ßen an der fri­schen Luft, auf Spiel­plät­zen und hohen Bäu­men, bau­te mit Freun­den Hüt­ten aus Zwei­gen. Die Kind­heit war natur­nah und fern­ab von äuße­ren Belas­tun­gen und Medien-Dauerberieselung. 

Das Schul­sys­tem stutz­te zwar die Zwei­ge eige­ner Krea­ti­vi­tät und Ent­fal­tung und ich beob­ach­te­te bei­spiels­wei­se, wie ich als Kind rela­tiv plötz­lich nicht mehr „Moh­ren­kopf“ sagen soll­te, jedoch im Gro­ßen und Gan­zen waren mir mei­ne poli­ti­sche Ein­stel­lung und Berufs­wahl freigestellt.

Die heu­ti­gen Kin­der ken­nen nur noch „Scho­ko­küs­se“, und sol­len bit­te wis­sen, dass sie die zukünf­ti­gen Berufseinsteiger*innen sind und ahnen schon nicht mehr, wie es zu ihrem „Stu­die­ren­den­aus­weis“ kam, wäh­rend wir noch Stu­den­ten waren und unse­re Leh­rer ins Leh­rer­zim­mer statt ins Lehrer*innenzimmer gehen durf­ten.

Fest­ge­zurrt, wie vor­ge­fer­tigt, unter dem Joch auf­er­leg­ter Poli­ti­cal Cor­rect­ness, scheint nun der Weg jedes ein­zel­nen Men­schen wie von außen heim­lich vor­be­stimmt. Du hast zu sein, wie es die Gesell­schaft, wie es das poli­tisch fest­ge­leg­te Wer­te­sys­tem vor­schreibt, oder du bekommst Pro­ble­me und bist von Aus­schluss bis hin zu exis­ten­zi­el­len Nöten bedroht, wie es die Poli­tik in der der­zei­ti­gen Kri­se zeigt. 

„Ich freu’ mich, wenn bald wie­der Kon­zer­te statt­fin­den. Ich bin ja geimpft; du musst dann drau­ßen blei­ben“, sagt da die Mut­ter zur Toch­ter. Denn deren täg­li­che Wald­spa­zier­gän­ge, deren geleb­te Spi­ri­tua­li­tät und gesun­de Ernäh­rung um sich zu immu­ni­sie­ren, zäh­len laut der auf­er­leg­ten Wer­te weni­ger, wes­halb die Mut­ter die Bezie­hung zu ihrer Toch­ter die­sen Wer­ten unter­ord­net. Lernt so ein Kind im Sein auf der Erde sei­ne Ursprün­ge und sei­ne höhe­re Bestim­mung ken­nen?
Indem jeder Mensch gezwun­gen wird, anzu­neh­men, was ihm von der Poli­tik vor­ge­ge­ben wird, obwohl gesagt wird,wie wich­tig die Demo­kra­tie sei?

Schon Goe­the — und ich wäre froh, die­ser Spruch wäre ver­al­tet oder käme mir in Anbe­tracht des Zeit­ge­sche­hens nicht so auf­dring­lich in den Sinn — sag­te: “Nie­mand ist hoff­nungs­lo­ser ver­sklavt als jene, die fälsch­li­cher­wei­se glau­ben, frei zu sein.”

Die wich­tigs­te Grund­la­ge, um Gutes zu schaf­fen, fehlt mir immer mehr: das Bemü­hen der Men­schen, rei­nen Her­zens zu sein und mit rei­nem Her­zen zu han­deln. Weder Aus­beu­tung der Natur, noch der Men­schen, noch das Über­ge­hen von Miss­stän­den oder Anhäu­fung von Macht wären dann wei­ter­hin vor­herr­schend, son­dern der Mensch, der schätzt, was die Natur ihm schenkt, wür­de genau da hin­schau­en, wo er merkt, dass das Hin­schau­en weh­tut, wo er merkt, dass das Hin­schau­en Arbeit und neue Ideen erfor­dert!! Der Mensch wür­de spü­ren, dass er genau das Anpa­cken muss, was ihm am schwers­ten fällt.

Die im fol­gen­dem Lied­text zum Aus­druck gebrach­te Sehn­sucht eines indi­vi­du­el­len Men­schen, den Him­mel zu fin­den, droht immer grö­ßer zu wer­den oder gar ganz im Keim zu ersti­cken, wenn wir nicht zur Besin­nung auf die wirk­lich mensch­li­chen Wer­te zurück­keh­ren und uns fra­gen, was der Natur, dem ursprüng­li­chen Wesen des Men­schen entspricht.

GABRIELLA’S SONG (anhö­ren)
(Über­set­zung)

Jetzt gehört mein Leben mir
Mei­ne Zeit auf Erden ist so kurz
eine Sehn­sucht bringt mich hier­her
Was ich bekam und was mir fehl­te

Es ist der Weg, den ich wähl­te
Mein Ver­trau­en, weit weg von den Wor­ten,
hat mir ein klei­nes Stück gezeigt
Vom Him­mel, den ich noch nicht fand

Ich will spü­ren dass ich lebe
Die gan­ze Zeit, die ich habe —  ich will leben, wie ich es will
Ich will spü­ren, dass ich lebe
Wis­sen, ich war gut genug !

Ich habe nie ver­ges­sen, wer ich war
Ich habe es nur schlum­mern las­sen
Viel­leicht hat­te ich nie eine Wahl
Nur den Wil­len zu leben

Ich will nur glück­lich leben,
denn: ich bin ich
Stark und frei sein
Sehen, wie die Nacht zum Tag wird

Ich bin hier
Und mein Leben gehört nur mir
Und den Him­mel, den ich such­te
Den find’ ich irgend­wo…

Ich will spü­ren, dass ich mein Leben gelebt habe!!

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